Entwicklung

Die erste Tauschzentrale wurde 1942 in Königsberg eingerichtet. Die Geschichte dieser Drehscheiben des kleinen Warenverkehrs begann allerdings bereits in den dreißiger Jahren. Aus der Konsumforschung zu dieser Zeit wissen wir, dass Teile der Bevölkerung in der Lage waren sich neue Gebrauchsgüter anzuschaffen. Der so erweiterte Warenstock bildete die Basis für die späteren Transaktionen in den Tauschzentralen. Bereits kurz vor Kriegsbeginn wurden einzelne Produkte rationiert. Diese Zwangsbewirtschaftung wurde sukzessiv auf andere Warengruppen ausgeweitet. Die Einschränkung der Einkaufsmöglichkeiten bedeutete, dass die Menschen zwar Geld hatten, es aber nicht ausgeben konnten. Damit entwickelte sich ein reger informeller Handel; mit Blick auf die unsichere Zukunft trieb die Spekulation Blüten. Neben Sanktionen bekämpfte das nationalsozialistische Regime den aufkommenden Schwarzmarkt indem es die legale Alternative "Tauschzentrale" anbot.

Besonders prekär war die Versorgung mit Schuhen. Bereits 1939 wurde eine Schuhtauschzentrale in Halle gegründet. Ab 1942 wurde die Versorgung auch mit anderen Artikeln, Mänteln etwa, immer schwieriger. So kam es dann, nach dem Königsberger Vorbild, zur Gründung derartiger Einrichtungen in vielen anderen Städten des sogenannten "Großdeutschen Reiches". In Bremen hatte die "amtliche" Tauschzentrale Räumlichkeiten im Kaufhaus Karstadt angemietet; 1943 waren hier 23 Mitarbeiter beschäftigt. Aber auch an dieser Stelle muss man betonen, dass sie im Vergleich zur offiziellen Wirtschaft wie auch zum Schwarzmarkt lediglich ein "Tropfen auf dem heißen Stein" darstellten. Neben den Großstädten waren sie auch in kleineren Orten zu finden, so in Greiz und in Aurich. Teils handelte es sich dabei um kommunale Einrichtungen, teils wurden sie auf privater Basis, meist in Einzelhandelsbetrieben, betrieben.

Nach dem Krieg erlebten die Tauschzentralen einen weiteren Aufschwung. Sie wurden von den Alliierten sämtlicher Besatzungszonen befördert. Besonders erfolgreich war man dabei im Großraum Stuttgart. Hier schlossen sich vielen Firmen, die Tauschzentralen eingerichtet hatten zu sogenannten "Tauschringen" zusammen.  Eine Besonderheit waren die amerikanischen "Barter-Centers," die für den Handel zwischen Amerikanern und Deutschen in einigen wenigen Städten eingerichtet worden waren. Ursprünglich waren sie nach dem deutschen Vorbild konzipiert, entwickelten sich dann aber zu Einrichtungen des kontrollierten Schwarzhandels.

Erst mit der Währungsreform büßten sie ihre Funktion ein und wurden (fast) vergessen.